
Auf dem Markt am hellen Tage
traf ein Alter auf die Frage,
warum er leuchte in Gesichter
und so schaut, als sei er Richter.
Mit solcher Frage konfrontiert,
gab der Mann sich konsterniert:
„Anthrōpon zētō“ ihm entfleucht‘,
seine Stimme klang enttäuscht.
Dass einen Menschen dieser suche,
nicht verpackt in teure Tuche,
sondern einen guten, wahren,
wie er selbst mit wilden Haaren.
Einen, der der Welt verbunden,
unverstellt und unumwunden,
nicht gekünstelt, sondern echt,
sich ein Herr ist und kein Knecht.
Dies zur Antwort gab er jedem,
ob man fragt, ob ungebeten.
Und man sieht, als Original
steht nur Diogenes zur Wahl.
Weiterhin:
„Auch hörte man ihn sagen, wenn er im Leben Steuermännern begegne und Ärzten und Philosophen, dann komme ihm der Mensch als das verständigste unter allen Lebewesen vor; wenn er dann aber wieder Traumdeuter, Weissager und ihre devoten Anhänger sehe und Leute, die sich aufgrund ihres Ruhms und Reichtums aufplusterten, dann dünke ihn nichts hohler als der Mensch.“
Diogenes von Sinope (ca. 413-323 v.Chr.), griechischer Philosoph. Quelle: Das Leben des Diogenes von Sinope, erzählt von Diogenes Laertios. Herausgegeben und übersetzt von Kurt Steinmann. Diogenes Verlag Zürich 1999, S. 32