
Hui saß mit Zhuang schon am Morgen
und Zhuang sah, Hui hatte Sorgen.
Der Freund war bekümmert und sagte,
dass ihn ein Baum so sehr plagte.
Dessen Stamm sei schief gewachsen
und eigne sich nicht für Achsen,
auch nicht für Balken und Bretter,
sei hier dünn, aber dort fetter.
Seine Äste seien sehr krumm
und gewunden bis oben rum.
Ein Zimmermann kam zum Messen,
doch der lachte nur stattdessen.
Zhuang sprach zu Hui, dass es ihn rührt,
wenn Hui derlei Sorgen verspürt,
auch wenn seinen Freund es verstimmt,
dass solch einen Baum niemand nimmt.
Zwar sei der Baum nicht von Nutzen,
doch Huis Sorgen täten verdutzen.
Denkt man nicht kurz, sondern gescheit,
liegt Schönes in Nutzlosigkeit.
Hui könne in seinem Schatten
bequem schlummern auf Matten
oder wandeln unter den Zweigen,
sich sogar zum Baum verneigen.
Der Baum sei sicher vor Schaden
und nicht abhängig von Gnaden.
Letztlich sei der Baum ein krummer,
aber doch kein Grund für Kummer.
(frei nach Zhuangzi, Kapitel 1.7)
Buch:
Mir liegt für meine Beschäftigung mit Zhuangzi u.a. die Übersetzung von Viktor Kalinke vor, die 2019 als hübsche Hardcover-Ausgabe bei Reclam erschienen ist.