Doom

Bild: Dieses Schild steht in Reutlingen in der Kanzleistraße in der Nähe des Friedrich-List-Gymnasiums (2018). Bildquelle: User AlphaWhisky, Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Die Sonne scheint am Morgen hell;
dein Smartphone toppt‘s noch, es ist grell.
Vom Toast beim Frühstück kleckert Mus;
dein Auge sieht‘s nicht, es liest News.

Bei der Arbeit, in der Schule
klebt dein Hintern auf dem Stuhle.
In den Pausen und dazwischen 
sind die Finger nur am Wischen.

Bus und Bahn, die haben Scheiben,
dass Gedanken auch mal treiben.
Draußen wär‘ ‘ne schöne Landschaft,
falls dein Blick es mal da rausschafft.

Im Wald jemand die Brise lobt,
als online grad ein Shitstorm tobt.
Während draußen Spatzen tollen,
tust du rauf- und runterscrollen.

Statt mit Blick zum Regenbogen
wird mit YouTube heut‘ erzogen.
Der Opa hört noch Lohengrin,
sein Enkel tippt sich Dopamin.

Du fällst nicht auf, ob dumm, ob Depp;
für jeden Zweck gibt’s eine App.
Es fehlt, dass eine dich erinner‘
ans Verlassen deiner Zimmer.

Brauchst du plötzlich eine Brille,
war‘n Apps stärker als dein Wille.
Und hast Schmerzen du beim Kacken,
liegt‘s vielleicht am Handynacken.

Sechs Sonnenstunden hat der Tag;
die Bildschirmzeit noch mehr betrag.
Schaust du Netflix aus Gewohnheit;
raubst du Jahre, sie sind Totzeit.